Sarah Schmalholz
Unglücklich im Job? Werde dir über die Gründe klar.

Kennst du das Gefühl, schon Sonntags mit Grauen an die beginnende Arbeitswoche zu denken? Dann bist du nicht allein. Laut einer Studie des Personaldienstleisters Robert Half aus dem Jahr 2017 denken 25 Prozent der Arbeitnehmer darüber nach, sich in den nächsten sechs Monaten eine neue Beschäftigung zu suchen.
Und auch die Ursachen für Krankenstände sprechen Bände: Die Zahl der Arbeitnehmer, die wegen psychischer Leiden und Verhaltensstörungen ausfallen, hat sich in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt. Nach einer Studie der Bundesarbeitsgemeinschaft für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit aus dem Jahr 2017 geht hervor, dass psychische Erkrankungen wie ein Burnout oder eine Depression der zweithäufigste Grund sind, warum Arbeitnehmer von einem Arzt krankgeschrieben werden.
Die folgenden Fragen sind eine erste Hilfe, wenn du zunehmend unglücklich im Job bist. Denn zuerst gilt es, die genauen Gründe herauszufinden, um dann zu schauen, wie deine Neuausrichtung aussehen kann.
Welche Aufgaben nerven dich am meisten - und warum?
Schreibe alle Aufgaben und Verantwortlichkeiten auf, die deinen Job ausmachen. Daneben schreibst du, ob du den jeweiligen Punkt der Arbeit magst oder nicht. Nun schaue dir die Liste an. Wie oft hängt eine negative Bewertung damit zusammen, dass du unglücklich darüber bist wie die Zusammenarbeit mit deinem Chef, deinen Kollegen oder Kunden funktioniert? Frage dich, ob dir die Aufgabe unter anderen Umständen Spaß machen würde.
Fühlst du dich nur als Durchführungsgehilfe?
Studien zeigen, dass Menschen, die ihre Arbeitsweise mit beeinflussen können wesentlich zufriedener im Beruf sind. Welche Autonomie hast du in deinem Arbeitsbereich und wünschst du dir, dass du Dinge ändern könntest, dies ist aber nicht gewünscht? Das muss nicht unbedingt bedeuten, dass du dich selbständig machen musst. Es kann aber ein wichtiger Hinweis dafür sein, dass du dich nach einem Job umsehen solltest, in dem du mehr Gestaltungsspielraum hast.
Fördert dein Unternehmen, dass du dazu lernst?
Häufig sind Menschen unzufrieden im Beruf, wenn sie in ihrem Bereich nichts mehr dazu lernen, wenn die Arbeit statisch ist und es keine Entwicklungsmöglichkeiten gibt. Frage dich, ob dich die Aufgaben, die du tagein tagaus, vielleicht schon jahrein, jahraus, machst, dich langweilen? Würdest du deine Arbeit wieder lieber machen, wenn du in einem ganz neuen Bereich arbeiten könntest oder bei einem komplexeren Projekt mitarbeiten könntest? Wenn es aber so ist, dass du auch bei den Gedanken an eine berufliche Weiterentwicklung in deinem Berufsfeld schon eine Gänsehaut des Grauens bekommst, ist es vielleicht wirklich so, dass du dich thematisch weg entwickelt hast und eine ganz neue Richtung einschlagen möchtest. Dann mach dich auf den Weg, diese Richtung genauer zu bestimmen.
Wird deine Arbeit gewertschätzt?
Hast du das Gefühl, dass Kunden, Kollegen, dein Chef, deine Arbeit schätzen? Häufig entsteht Unzufriedenheit im Job, wenn man für sein berufliches Engagement keine Wertschätzung erhält. Wenn diese fehlt, kritisiert man sich häufig selbst und hat irgendwann das Gefühl, nicht gut genug zu sein für die Aufgabe. Und ja, Wertschätzung hängt auch mit einer angemessen Bezahlung zusammen!
Hast du das Gefühl, dass du in einer wertschätzenderen Arbeitsumgebung wieder Spaß an deiner Arbeit haben könntest? Wie immer gilt hier: Sprich es gut überlegt an. Bitte deinen Chef darum, dir regelmäßiger Feedback zu geben. Mach Dir Gedanken über eine Gehaltsverhandlung. Und wenn das alles nichts hilft, höre dich um, wie das Betriebsklima in anderen Firmen ist, und ob sich ein Wechsel lohnen kann.
Bist du hochsensibel?
Das Thema Hochsensibilität ist dir vielleicht bekannt, auch wenn es in der Wissenschaft noch erforscht wird. Hast Du das Gefühl, dass du besonders emphatisch bist, dass du Sinneseindrücke sehr stark wahrnimmst und sie oft nur schwerer verarbeiten kannst. Wenn du hochsensibel bist, dann steckt darin eine ungeheure Stärke für viele Dinge!
Überlege dir, ob es in deinem Berufsumfeld jetzt schon eine Möglichkeit gibt, dich angesichts dessen wohler zu fühlen. Zum Beispiel, indem du ein Einzelbüro hast, oder du in Kundengesprächen eher im Hintergrund bleibst, wenn du zur Introvertiertheit neigst. Du musst dafür nicht das Thema Hochsensibilität ansprechen, sondern kannst klar sagen, dass du besser arbeiten kannst wenn diese oder jene Bedingung gegeben ist. Wichtig ist, dass du nicht mehr gegen dich arbeitest, sondern versuchst, dir dein Arbeitsumfeld so förderlich wie möglich zu gestalten.
Beschwerst du dich schon immer über Arbeitsbedingungen, -aufgaben oder Kollegen?
Gib dir eine ehrliche Antwort. Du kannst auch deine Familie oder Freunde fragen, was sie hierzu sagen. Vielleicht hat es dich ja schon immer genervt, dir deine Kollegen nicht selbst aussuchen und eigene Ideen nicht so leicht umsetzten zu können? Dann wäre es an der Zeit, einmal über eine Selbstständigkeit oder ein neues Arbeitsumfeld nachzudenken. Vielleicht liegt es aber auch wirklich an den Themen, die dir eigentlich so gar nicht liegen?
Take your time
Bevor du eine Entscheidung über einen Karrierewechsel triffst, oder vorschnell handelst, ist es wichtig, dir darüber im Klaren zu sein, woher dein Wunsch nach Veränderung kommt.
Nur so kannst die Koordinaten ändern, die auch wirklich geändert werden müssen und machst dich damit auf einen für dich guten Weg. Häufig führt der Frust auf der Arbeit dazu, dass wir am liebsten ganz schnell alles hinwerfen möchten. Gebe dir die Zeit, die es braucht, um dich neu zu justieren.
Wenn du anfängst, dich mit dem Thema Jobzufriedenheit zu beschäftigen, dann bist du bereits auf dem Weg hin zu dir und dem Job, der wirklich zu deinem Leben passt.
Was sind deine Gründe, warum du dich glücklich im Job fühlst - oder unglücklich? Ich freue mich über deine Gedanken!